Bremsanlage, Hauptbremszylinder, Servo

Hallo geehrte Forumsteilnehmer,

ich habe vor Kurzem meinen Ro wieder in Betrieb genommen, er stand ca. 2 1/2 Jahre. Motor problemlos, Vakuum OK, Kuplung geht, rausgefahren. Aber: Bremse hart, keine Servounterstützung! Zu meiner Überraschung fand ich den Vorratsbehälter leer, unter dem Auto alles trocken. (Damit schließe ich mich an einen Forumsbeitrag von 2014 an, der leider nicht zu Ende gebracht wurde = die Problemursache wurde nicht geklärt) Meine Vermutung, daß das ganze Naß im Servo steht wurde nur bedingt bestätigt. HBZ rausgeschraubt, gut, ja da ist was sichtbar aber nur wenig. Ich hatte das vor Jahren schon mal, aber da war richtig ordentlich was drin, damals habe ich bei Buchholz einen bestellt und den HBZ aus eigenem Neuteilebestand ausgetauscht. Nun präzise:

Kennt jemand diesen Effekt des Bremsflüssigkeits-Verschwindens? (Da läuft nirgens was aus! Die Bremsenteile sind nahezu alle kaum 5000km drin.)

Weshalb ist die Bremse hart? Der Servo müßte doch auch helfen wenn ein wenig Öl drin ist. Oder liegt das daran daß der HBZ nicht mehr wirkt?

Nun könnte ich natürlich alles Mögliche tauschen und rumschrauben und mit Glück ist es dann die allerletzte Maßnahme die hilft, aber vielleicht hat jemand einen zielführenden Tip.

Im Voraus Dank

Karl-Heinz Hauch

 

 

Bild von Matthias vom Bodensee

Du schreibst hier, dass der Vorratsbehälter leer ist.... Ich gehe mal davon aus, dass Du den für die Bremsflüssigkeit meinst. Wenn dieser aber leer wäre, müsstest Du normalerweise das Pedal durchtreten können ohne irgendwelche Bremswirkung zu haben, da der HBZ dann über den leeren Vorratsbehälter Luft zieht. Du schreibst aber, dass das Pedal hart ist. Und ein hartes Bremspedal heißt für mich, dass der Bremskraftverstärker nicht arbeitet.

Um da ganz sicher zu gehen sollte zunächst gewährleistet werden, dass die Unterdruckanlage auch wirklich dicht ist und die Vakuumpumpe genügend Unterdruck liefert. Daher erst mal eine Dichtheitskontrolle durchführen.

Und mit Dichtheitskontrolle verstehe ich nicht Motorhaube auf, Schläuche sehen gut aus, Motorhaube zu > ist dicht!

Wenn da noch die alten mit grauem Gewebe ummantelten Schläuche drin sind, dann wäre das schonmal ein Grund diese zu tauschen. Die Schläuche sind im Schnitt gute 40 Jahre alt und man sieht nicht, ob die unter dem Gewebe undicht sind.

 

Um einen Anhaltspunkt zu bekommen ob die Vakuumpumpe noch genügend Unterdruck bringt kann man den Schlauch der von der Pumpe zum Steuerventil und zum BKV geht abziehen während dem Motorlauf und den Pumpenanschluss mit dem Daumen zu halten. Normalerweise sollte da ein starker Unterdruck herrschen. Tut es das nicht würde ich mir die Pumpe mal näher ansehen. Sofern sich hier nichts finden lässt würde ich auf den BKV als Ursache tippen.

WICHTIG: Vorher würde ich allerdings noch die Dichtfläche zwischen HBZ und BKV prüfen. Ich hatte es bei meinem 73er, dass die Dichtfläche zwischen den beiden Bauteilen korrodiert war. Sowas kann auch für Undichtigkeiten sorgen. Am besten beide Flächen reinigen und den Dichtring der zwischen den beiden Bauteilen sitzt genau kontrollieren bzw erneuern. Nicht, dass hier der Haase im Pfeffer liegt.

 

Bez. dem leeren Vorratsbehälter: Bei manchen Behältern lässt sich nicht mehr wirklich der genaue Stand bestimmen, weil die Dinger gerne von innen verdreckt sind. Hast Du den Stand von außen gecheckt oder hast Du mal direkt in den Behälter hinein gesehen?

Wenn der HBZ undicht wäre müsste man das eigentlich am Ende des Bauteils welches mit dem Bremskraftverstärker verbunden ist feststellen können. Irgendwohin muss ja die Bremsflüssigkeit verschwinden. Und ohne Spuren zu hinterlassen geht das eigentlich in größeren Mengen nur über den BKV. Es hat hier schon Fälle gegeben, da wurde die Bremsflüssigkeit über den Motor mitverbrannt, wenn bei Kurvenfahrt die Bremsflüssigkeit in den Unterdruckschlauch schwappte und dann über die Unterdruckpumpe in den Motor gefördert wurde, was sich dann als qualmen bemerkbar machte. Normalerweise sind dann aber schon deutliche Mengen im BKV zu sehen sobald man den HBZ abschraubt, denn der Unterdruckanschluss liegt ja an höherer Position.

Wenn hier nix zu sehen ist dann würde ich trotzdem mal alle Bremsenteile genauer untersuchen. Schläuche, Bremskraftregler, Bremszangen und Leitungen.

 

Erst gestern beim Technikstammtisch hatten wir beim Bremsklötze wechseln einen Fall, wo ein Kolben undicht war, ohne dass es Flecken auf dem Boden gab. Allerdings war der Flüssigkeitsverlust eher schleichend.

Und die Tatsache, dass die Bremsen erst 5tkm drin sind, sind auch kein Garant dafür, dass sie noch einwandfrei sind. Ich persönlich hatte meine vorderen Bremszangen überholt und nach 8tkm bei der Hauptuntersuchung noch vor dem Prüfer festgestellt, dass die Bremszangen von unten feucht waren. Als ich die Sättel ausgebaut und zerlegt hatte, musste ich feststellen, dass die Staubmanschetten verrutscht, Dreck reingekommen war und mir so die Dichtungen im Sattel zerstört hatte.

Was auch gerne mal ein Kandidat ist, ist der Regler an der HA. Ich hatte es schon 3 Mal, dass die Staubmanschette dicke Backen machte, weil sie gefüllt war mit Bremsflüssigkeit.

Wie gesagt, große Verlustmengen an Bremsflüssigkeit hinterlassen ihre Spuren. Sind alle Bauteile trocken dann bleibt als Auffangwanne nur der BKV. Immer voraus gesetzt, dass der Vorratsbehälter tatsächlich leer ist.

schöne Grüße

Matthias

Hallo Matthias,

Danke für Deine ausführliche Hilfe.

Diese ganzen Dinge wie Bremskraftregler und so habe ich gecheckt, ich gehe jetzt auch davon aus, daß die Suppe im BKV steht und letzendlich aus dem HBZ da reingelaufen sein muß. Ich bastle seit vierzig Jahren an Autos und erkenne schon, obs irgendwo rausdrückt. Und da ist nichts. Alledrdings habe ich vielleicht die sichtbare Menge im BKV aufgrund des schlechten Lichtes unterschätzt.

Auch den Vakuumschlauch habe ich nicht abgemacht, denn der Kupplungsservo war für mich einwandfrei.

Ich habe mich vielleicht auch nicht deutlich genug ausgedrückt: Das Bremspedal war hart, aber nur ganz unten und gab mir halt so die Möglichkeit noch Not-zu bremsen beim rausfahren aus dem Stellplatz. Also: Das Pedal hatte eigentlich garkeinen Widerstand bis auf ganz unten. Das lies mich natürlich sofort nach dem Bremsflüssigkeitsstand sehen. Auch ich mißtraue da oft meinen Augen und mach im Zweifel den Deckel links und rechts runter. Es war trocken.

Nun, ich werde mich dem Auto erst wieder im Frühjahr intensiver widmen und dann werden wir sehen. Ich hab jetzt erst mal wieder Flüssigkeit nachgefüllt und werde immer mal wieder nachschauen was sicht tut.

Nur eins ist klar: Die Flüssigkeit muß, nachdem das Auto nicht gefahren wurde entweder durch die Bremsanlage entweichen oder durch den Schaft des HBZ in den Verstärker laufen.

Frage: Weißt Du ob der beim Club angebotene FIAT-HBZ was taugt oder wo man einen überarbeiten lassen kann?

Ich danke Dir nochmal für die Mühe und eine eventuelle Rückmeldung zu meiner Frage.

Freundliche Grüße

Karl-Heinz Hauch

Bild von ingbw

Carlo schrieb:

Frage: Weißt Du ob der beim Club angebotene FIAT-HBZ was taugt oder wo man einen überarbeiten lassen kann?

Der taugt was, habe ihn selber seit Jahren drin. Es gibt aber auch im Zubehörhandel Ersatz.

 

Ich denke übrigens auch, dass sich die Bremsflüssigkeit in BKV verflüchtigt hat. Hatte ich auch schon mal, da geht ne Menge rein. Ich hatte auch schon an der HA einen defekten Bremszylinder. Die Bremsflüssigkeit sammelte sich dabei innen auf der Alufelge, aber ich meine, dass das nicht der komplette Behälterinhalt war.

 

Gruß Joachim

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noli turbare circulos meos (Archimedes)

Bild von Matthias vom Bodensee

Ich bin der Meinung, dass der HBZ vom Club mit Sicherheit sein Geld wert ist. Etwas anderes könnte sich der Club ja auch garnicht leisten. Es gab vor Jahren mal noch Überholsätze.

Ich hatte seinerzeit einen HBZ mit einem Überholsatz repariert und damit auch keine Probleme. Da es diese Überholsätze laut meinem Kenntnisstand jedoch nicht mehr neu von ATE gibt (und was anderes würde ich da in Anbetracht der Wichtigkeit dieses Bauteils auch nicht verbauen wollen egal ob HBZ oder Bremszangen) bleibt nur noch auf den Komplettersatz des HBZ zurück zu greifen, den es ja zum Glück auch noch neu gibt. Ich bin zwar auch ein Fan davon kaputte Teile wieder zu reparieren, aber wenn es keine Reparaturteile mehr dafür gibt und es sogar noch Neuteile für einen akzeptablen Preis gibt, dann gebe ich lieber mehr Geld für ein Neuteil aus und weiß, dass ich da wieder Ruhe habe.

Und wenn nach 40 Jahren mal so ein HBZ in Rente gehen will, dann sei es ihm wohlwollend gegönnt. Heutzutage sind so lange Standzeiten ja leider eher die Ausnahme!!!

Bez. der Flüssigkeit im HBZ: ja, man unterschätzt gerne mal, was da alles in die "Blechbüchse" rein geht!

Im Übrigen wollte ich hier auch niemandem mangelnde Sachkenntnis vorwerfen. Ich weiß nur aus anderen Foren, dass eben nicht unbedingt jeder sachkundig ist oder Schrauber-Erfahrung hat und darum vormuliere ich oft meine Antworten so, dass es auch ein Neuling noch nachvollziehen kann.

Aber wie es scheint ist ja nun der Übeltäter entlarvt und der Ro sollte in der nächsten Saison wieder fahren und was noch wichtiger ist wieder gut bremsen!

 

schöne Grüße

Matthias vom Bodensee